Sommerzeit ist Grillzeit. Aber viele Menschen achten immer mehr auf eine artgerechte Tierhaltung und fragen sich, welches Fleisch man guten Gewissens verzehren kann. Um dem Verbraucher eine Orientierung zu bieten, wurde mit der Einführung des Haltungsform-Siegels am 1. April 2019 eine Kennzeichnungspflicht eingeführt, die dem Kunden Anhaltspunkte bieten soll und an der fast alle größeren Supermarktketten teilnehmen. Im folgenden Artikel haben wir uns die verschieden Haltungsformen am Beispiel der Schweinemast einmal genauer angeschaut.
Welche Haltungsformen gibt es?
Stallhaltung (Stufe 1)
Die Stallhaltung ist die in Deutschland gesetzliche Mindestanforderung, die Betriebe gewährleisten müssen. Dies umfasst die Stallgröße und Beschäftigungsmaterial. Bei Schweinen sind 0,75m² Platz pro Tier sowie veränderbares Beschäftigungsmaterial vorgesehen.
Stallhaltung Plus (Stufe 2)
Schweine, die in dieser Haltungsform gehalten werden, müssen mindestens 0,825m² Platz haben, was 10% mehr als den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht. Außerdem muss Beschäftigungsmaterial aus organischem Material zur Verfügung gestellt werden.
Außenklima (Stufe 3)
Die Bezeichnung “Außenklima” kann leicht täuschen. Gemeint ist hiermit nämlich keine Freilandhaltung. Im Vordergrund steht der Austausch der Stallluft mit der Außenluft. Hierfür ist der Stall an mindestens einer Seite offen oder es existiert ein Auslaufbereich nach draußen. Bei dieser Haltungsform ist der Stall außerdem mindestens 40% größer als gesetzlich vorgeschrieben und es gibt einen mit Stroh ausgelegten Ruhebereich.
Premium (Stufe 4)
In der Haltungsform 4 haben Schweine ständigen Zugang zu einem Auslauf oder es handelt sich um Freilandhaltung. Mit 1,5m² Platz pro Tier liegt die Größe 100% über der gesetzlich mindestens vorgeschriebenen Haltungsform.
Ist das Tierhaltungssiegel ausreichend?
Das Siegel trägt vor allem vordergründig zu einem besseren Gewissen beim Fleischverzehr bei. Auf viele weitere Aspekte, die das Tierwohl berücksichtigen wird nämlich nicht genauer eingegangen: Keine der vier Kategorien gibt Auskunft über die Gesundheit der Tiere, den Transport oder die Schlachtung. Dabei ist gerade der Transport ein häufig kritisiertes Thema, da die Schlachtung häufig nicht am Ort der Haltung stattfindet.
Außerdem sind in den Supermärkten vor allem Produkte der Haltungsformen 1 und 2 zu finden. Aus einer Studie der Stiftung Warentest vom Juni 2020 geht hervor, dass rund 80% der in Supermärkten zu findenden Schweineprodukte der Haltungsform 1 entsprechen. Für 2021 hat der Handel jedoch angekündigt, nur noch Produkte, die mindestens der Haltungsform 2 entsprechen, ins Sortiment zu nehmen.
Wer sich wirklich informieren möchte, woher sein Fleisch kommt, sollte sich an die örtlichen Schlachtereien wenden. Auch Ökohöfe gibt es immer mehr im Raum München. Hier kann man sich häufig selbst mit eigenen Augen vom Tierwohl überzeugen. Im Hofladen vor Ort können außerdem oftmals sogar qualitativ hochwertigere Produkte gekauft werden, als im Supermarkt. Schaut doch mal in unseren Artikel Hofläden in der Region (verlinken). Hier findet ihr eine gute Auswahl an heimischen Produkten aus ökologischer Landwirtschaft.
Wer nachhaltig lebt und dementsprechend einkauft hat auf lange Sicht auch Einfluss auf das Angebot. Daher ist es wichtig als Konsument bei der Produktwahl die richtige, tierfreundlichere Entscheidung zu treffen. So kann auch dazu beigetragen werden, dass die Mindeststandards für die Tierhaltung angehoben und das Leid für Tiere in der Fleischindustrie etwas reduziert werden.