Die Bäume, die Sträucher, die Pflanzen sind der Schmuck und das Gewand der Erde.” So schrieb schon Jean-Jacques Rousseau. Und viele Eltern, die sich für einen Waldkindergarten entscheiden teilen diese Vorstellung. 

Um ihren Kindern die Wunder und die Achtung vor der Natur näher zu bringen erscheint ein Waldkindergarten immer mehr jungen Eltern als die perfekte Alternative zum herkömmlichen Kindergarten-Alltag. Gerade für Stadtkinder, die ohne Garten aufwachsen, bietet die Anmeldung in einem Waldkindergarten die Möglichkeit zum Toben im Freien.

Woher stammt die Idee?

Die Idee des Waldkindergartens kommt ursprünglich aus den skandinavischen Ländern. Hier wurden die ersten Waldkindergärten bereits Anfang der 1950er Jahre gegründet und fanden schnell begeisterten Anklang. In Deutschland konnte erst 1993 der erste staatlich anerkannte Waldkindergarten in Flensburg eröffnen. Bereits zuvor gab es private Institutionen.

Seitdem erfreut sich die Idee immer mehr Anhängern. Dies zeigt sich auch an den steigenden Zahlen im gesamten Bundesgebiet. Insgesamt gibt es inzwischen rund 1.500 Waldkindergärten bundesweit (Stand 2020).

Auch in München nimmt die Zahl der Waldkindergärten stetig zu. Einer hiervon ist beispielsweise der Naturkindergarten Waldwichtl in der Angerlohe. Hier  werden seit 2004 Kinder zwischen drei und sechs Jahren von drei Erzieherinnen betreut. Die Kinder lernen hier ihre Umwelt mit allen Sinnen zu entdecken. Auch der Waldkindergarten Kallamatsch bietet direkt neben dem Englischen Garten Kindern ab drei Jahren diese Möglichkeit. Getragen durch eine Elterninitiative werden hier viele Aufgaben, wie beispielsweise das Mittagessen zu kochen, von den Eltern übernommen. 

Was unterscheidet einen Waldkindergarten von einem herkömmlichen Kindergarten?

Natürlich gibt es auch in Waldkindergärten feste Tagesabläufe mit Abhol- und Bringzeiten sowie Mittagessen. Im Unterschied zu einem normalen Kindergarten befinden sich die Kinder jedoch die gesamte Zeit im Freien und die Natur mit allen Sinnen zu erfahren ist ein fester Bestandteil des Konzepts. Das ganzheitliche Lernen steht im Vordergrund. So werden Schneemänner gebaut, auf Bäume geklettert und im Matsch gespielt. Wetterfeste Kleidung und keine Angst vor schmutzigen Schuhen ist hier Pflicht. Nur in Ausnahmefällen wird Schutz in einer Behausung gesucht. Dies können z.B. ein Bauwagen oder eine Hütte sein. 

Durch den ständigen Aufenthalt im Freien sollen Kinder lernen im Einklang mit der Natur zu leben, über Pflanzen und Tiere lernen und diese wertschätzen sowie ökologische Zusammenhänge verstehen. Die Kinder lernen so auf natürliche Art durch Fragen und Ausprobieren. Durch den Aufenthalt im Freien können die Kinder von Klein auf lernen, die Natur und ihre Lebewesen zu schützen und zu achten. Der Grundgedanke ist, dass der Mensch ein Bestandteil der Natur ist und diese beschützen und verstehen muss. 

Am besten lernt man laut der Waldkindergarten-Philosophie außerdem durch selbstständiges Handeln. Die Kinder werden dazu ermutigt, möglichst viel selbst auszuprobieren. Auf das Spielen mit handelsüblichem Spielzeug wird verzichtet. Stattdessen werden die Kinder dazu angehalten Spielzeug aus dem was der Wald hergibt zu benutzen und selbst herzustellen. Durch den ständigen Aufenthalt im Freien wird aber auch das Immunsystem gestärkt und die Kinder entwickeln seltener Allergien. 

Ob ein Waldkindergarten das Richtige ist muss jede Familie für sich selbst entscheiden. Es gibt jedoch viele gute Gründe, die dafür sprechen und die dazu beitragen, dass die nächste Generation bereits als Kind lernt, wie wichtig es ist, unsere Umwelt und Natur wertzuschätzen.