Essbare Wildpflanzen gibt es in Hülle und Fülle, das weiß eigentlich (fast) jede(r). Doch welche Pflanzen sind es genau? Welche Teile sind essbar und schmackhaft, welche nicht? Worauf muss man grundsätzlich beim Sammeln und von Wildpflanzen achten? Der Titel Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen: Die 50 beliebtesten Arten in mehr als 400 Farbfotos von Steffen G. Fleischhauer, Jürgen Guthmann und Roland Spiegelberger geht genau diesen Fragen nach und bietet einen sehr guten Einstieg in das Thema essbare Wildpflanzen.

Ganz konkret geht es in dem Titel um die 50 beliebtesten Arten, und das ist, wie ich finde, schon eine ganze Menge. Beliebt heißt, dass man die Wildpflanzen hier und dort schon gesehen hat und idealerweise bereits kennt. Das gilt recht sicher für Gänseblümchen, Löwenzahn, Taubnessel, Brennnessel, Bärlauch, Sauerklee und Rotklee. Dazu kommen Breitwegerich und Spitzwegerich, die Schafgarbe, die wilde Möhre u.v.m., die es zu entdecken lohnt!

Essbare Wildpflanzen entdecken: Wie erkennt man sie? An den Blättern oder der Blüte? Die Antwort lautet: An beiden! Den Beschreibungen der 50 essbaren Wildpflanzen ist eine große doppelseitige Übersicht mit Fotos von den Blättern der einzelnen Pflanzen und mit Fotos von ihren Blüten vorangestellt. Konkret heißt das: Der Leser hat zwei Kriterien, anhand derer er essbare Wildpflanzen sicher bestimmen kann. Dennoch heißt es auch hier aufpassen: Einige essbare Wildpflanzen haben so genannten Doppelgänger. Es gibt also Pflanzen, die ihnen sehr ähnlich sehen und mit denen essbare Wildpflanzen relativ leicht verwechselt werden können. Hierzu gibt es am Ende ein Kapitel mit einigen giftigen Doppelgänger-Pflanzen, die ebenso sehr ausführlich beschrieben sind.

Essbare Wildpflanzen in ihren Lebensräumen

Essbare Wildpflanzen – wo findet man sie? Eigentlich überall – an feuchten Standorten wie z.B. Ufern, Gräben und Quellen, an halbschattigen Plätzen, also in Wäldern und Gebüschen, auf und am Rand von Äckern, Gärten und Weinbergen, ferner an Wegrändern, Dämmen und Schuttplätzen und auf Wiesen und Weiden. Dementsprechend ist der Titel in fünf Kapitel eingeteilt; eine sinnvolle Gliederung, wie ich finde, weil man sich damit schon vor dem Spaziergang oder der Wanderung zielgerichtet darüber informieren kann, welche essbaren Wildpflanzen man möglicherweise antreffen wird.

Essbare Wildpflanzen sammeln – was braucht man dazu?

Hierauf fällt die Antwort der Autoren eher kurz aus: Natürlich das nötige Wissen, um die Pflanzen sicher zu bestimmen. Dazu Schere, Messer und Spatel und ein Korb sowie Papiertüten. Von Plastiktüten raten die Autoren eher ab – die Pflanzen schwitzen darin. Klar auch, dass man beim Ernten sparsam vorgeht und die Bestände schont; das Sammeln in Naturschutzgebieten ist eh verboten; geschützte Pflanzen sind ebenfalls tabu!

Essbare Wildpflanzen sicher erkennen

Das ist das Ziel des Buches. Entsprechend ausführlich sind die Pflanzenbeschreibungen in Wort und Bild – pro Pflanze sind es vier Seiten! Gezeigt wird die Pflanze nicht nur als Ganzes in ihrem Lebensraum. Dau kommen viele Detailaufnahmen, die die Bestimmung erleichtern, also Fotos von der Blüte, den Blättern und der Wurzel. Nicht  zu vergessen die botanische Zeichnung, bei der die einzelnen Merkmale der Pflanze beschrieben werden. Damit ausgestattet, fällt das Bestimmen der Pflanzen wirklich leicht.

Essbare Wildpflanzen genießen

Unter der Rubrik „Verwendung in der Küche“ gibt es jede Menge Tipps zu jeder Pflanze. Das Besondere daran: Die Rubrik ist – dem Wachstum der Pflanze im Jahresrhythmus entsprchend – in Zeitabschnitte unterteilt. Während also z.B. beim Bärlauch die Blätter nur von März bis April empfehlenswert sind, kann man die Zwiebeln von Mai bis im darauf folgenden Jahr im Februar sehr gut essen. Die Blütenknospen und Blüten kommen von April bis Mai auf den Teller, die grünen Samen im Juni. Ergänzt werden die Verwendungshinweise durch eine Rezeptidee, bei der jedoch die Mengenangaben und Zubereitungsschritte fehlen. Ebenso fehlt hier ein Bild zu einem Wildpflanzen-Gericht, was ich persönlich doch ein wenig schade finde.

Essbare Wildpflanzen – Exkursion mit dem Autor Steffen G. Fleischhauer

Wie geht man vor, wenn man essbare Wildpflanzen sammeln möchte? Der AT Verlag, in dem der Titel erschienen ist, lud Journalisten und Blogger zu einer Exkursion mit anschließender Verkostung ein. In Freising, rund 30 km nördlich von München, traf sich die Gruppe mit Steffen G. Fleischhauer, dem Autor und Experten für Essbare Wildpflanzen auf dem Schafhof, einem ehemaligen Bauernhof, der zum Künstlerhaus umfunktioniert wurde. Von dort aus ging es auf eine nahe gelegene Wiese, wo uns Steffen G. Fleischhauer auf jede Menge Wildpflanzen aufmerksam machte. Zugleich zeigte er, wie man mit Hilfe des Buches die Wildpflanzen leicht erkennen kann.

Nebenbei sammelten wir in einer großen Schüssel einige Wildpflanzen, um sie später zu probieren. Warum überhaupt auf Wildpflanzen zurückgreifen, wo es doch frisches Obst und Gemüse in jedem Supermarkt und Discounter gibt? Heute weiß man, dass Kulturpflanzen, d.h. Obst und Gemüse, häufig sehr viel weniger gesundheitsfördernde Pflanzeninhaltsstoffe haben als Wildpflanzen. Dazu kommt, dass man für dieses „Superfood“ kein Geld ausgeben muss – mit dieser Art von Selbstversorgung durch Sammeln von gesunden Kräutern gewinnt man ein Stück Unabhängigkeit.

Wildpflanzen-Verkostung mit dem Experten

Der gelungene Ausklang des Nachmittags war eine Verkostung der Wildpflanzen als Salat. Grundlage des Salates, den Steffen G. Fleischhauer vorbereitet hatte, war Giersch, den meisten besser bekannt als ein enorm hartnäckiges Garten“un“kraut, denn als essbare und noch dazu sehr schmackhafte Wildpflanze. Garniert und verfeinert wurde der Salat mit Schafskäse, kleinen Gurken-Würfeln und Sonnenblumenkernen, über die ein leckeres Dressing geträufelt wurde.

Optisches Highlight waren essbare Blüten von Taubnesseln. Während er den Salat an die Teillnehmer verteilte, präsentierte er seine bisher im AT-Verlag erschienenen Titel zum Thema. Ein Klassiker bzw. Standardwerk ist die Kleine Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzenmit 1.000 Wildpflanzen; dazu kommt Wildpflanzen-Salate: Sammeltipps, Pflanzenporträts und 60 Rezepte.

um Ende der Exkursion gab es noch Verlagsprogramme und natürlich ein Exempar des Titels Essbare Wildpflanzen einfach bestimmen. Mein Fazit: Ein sehr informatives Buch, das trotz der Fülle an Details für Einsteiger sehr gut verständlich ist und Lust macht, sich mit dem Thema Essbare Wildpflanzen zu befassen. Ich habe sogleich meinen Garten nach essbaren Wildpflanzen durchforstet und bin tatsächlich fündig geworden: Gundermann, Giersch, Löwenzahn, Taubnessel… Gutes und Gesundes, das noch dazu nichts kostet, ist leicht zu beschaffen – das ist die Lehre aus dem Buch und dem ebenso gelungenen Ausflug!